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Zehn Mitfahrerbänke quer durch die Augst

Neuhäusel, Eitelborn, Simmern und Kadenbach sorgen für erstes Netzwerk – Haltestellenförderung vom Kreis

Daumen hoch für die rote Mitfahrerbank. Zehn davon sind nun in der Augst verteilt und signalisieren: Hier möchte jemand nicht sitzen bleiben, sondern mitgenommen werden. 

Die Gemeinden Neuhäusel, Eitelborn, Kadenbach und Simmern entschieden sich als regionaler Verbund, ihren Bürgern das System für mehr Bewegungsfreiheit anzubieten. Den Impuls für diese Aktion gab vor rund zwei Jahren der Eitelborner Ortsbürgermeister Norbert Blath, der die Berichte von Mitfahrerbänken aus anderen Landesteilen verfolgt hatte. Er rannte mit der Idee offene Türen bei seinen Amtskollegen Ute Kühchen (Kadenbach), Werner Christmann (Neuhäusel), Jörg Haseneier (Simmern) und nicht zuletzt bei der Generationenbeauftragten der Verbandsgemeinde Montabaur, Judith Gläser, ein. Von dort aus zog die Idee weiter ihre Kreise, sodass VG-Beigeordneter Andree Stein sich ein Netzwerk aus Mitfahrerbänken auch in anderen Regionen der Verbandsgemeinde Montabaur vorstellen kann. Das System könne dazu beitragen, dass die Menschen wieder ein wenig näher zusammenrücken: „Letztendlich ist es eine Art Nachbarschaftshilfe“, fasste Stein zusammen.

Mitfahrerbank SimmernDie Mitfahrerbänke leuchten in Rot und sind versehen mit zwei Schildern, dem Zielort und dem Hinweis Mitfahrerbank. Jeder, der sich dort niederlässt, signalisiert, dass er mitgenommen werden möchte. Das Ganze funktioniert kostenlos und auf freiwilliger Basis. Versicherungsschutz ist über die Kfz-Haftpflichtversicherung gewährleistet, ergänzt Norbert Blath. „Wir hoffen sehr, dass sie rege genutzt wird“, verleiht Blath seiner Idee Nachdruck. Platziert sind die Bänke aus Recyclingkunststoff möglichst zentral und wegen der Haltemöglichkeiten in der Nähe von Bushaltestellen. Auf diese Weise können sie auch vom Haltestellenförderprogramm des Westerwaldkreises profitieren. Pro Bank entstehen einschließlich der Schilder Kosten in Höhe von rund 600 Euro, von denen der Kreis zumindest für die Bänke in der Nähe von Bushaltestellen mehr als die Hälfte übernimmt.

Werner Christmann würde den Kreis der zehn Bänke in der Augst gerne um eine Bank in Arzbach erweitern. Das sei sinnvoll, weil auch von dort Menschen zum Einkaufen nach Neuhäusel kämen, zudem fördere es die interkommunale Zusammenarbeit. „Auf jeden Fall möchte die Verbandsgemeinde das System im kommenden Jahr weiter ausbauen“, ergänzt Judith Gläser, die das Projekt im Detail organisiert und die Bänke bestellt hatte. Mitfahrerbänke seien für den ländlichen Bereich wie den Westerwald besonders gut geeignet. Sie selbst hatte gerade schon das erste Mitfahrangebot auf der Bank in Neuhäusel vor dem Lebensmittelmarkt, erzählt sie schmunzelnd. Aber genauso fängt es an: sich einfach erst mal hinsetzen. „Ich sehe dem positiv entgegen“, sagt Gläser weiter. Nach ihrer Ansicht werden die Menschen irgendwann besonders die Gespräche zu schätzen wissen, die bei der (Mitfahr-)Gelegenheit entstehen. Die Kompetenz der Dörfer werde unterstützt, und nicht zuletzt sei natürlich auch der Aspekt entscheidend, dass der öffentliche Nahverkehr in der Region nicht sehr dicht ist und die Mitfahrerbänke die Kommunen zunächst einmal relativ wenig kosten. Die Gemeindemitarbeiter bauten in Eitelborn drei Bänke auf, ebenso in Neuhäusel. In Simmern und Kadenbach gibt es jeweils zwei Mitfahrerbänke. Dabei überlegten Judith Gläser und die Ortsbürgermeister sich vorab genau, welche Standorte wirklich sinnvoll sind. Mit diesen Planungen begannen sie vor gut einem halben Jahr, jetzt stehen die signalroten Mitfahrerbänke bereit.

Susanne Willke, RZ Koblenz und Region vom Montag, 26. November 2018, Seite 18